Prof. Dr. med., Dr. h.c. Jürg Willi

16. März 1934; † 8. April 2019

Jürg Willi war der Pionier der Paartherapie im deutschsprachigen Raum. Seit Beginn seiner Tätigkeit als Psychiater forschte er zur Paardynamik. Sein erstes Buch „Die Zweierbeziehung“ fand weltweit Beachtung und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. 
Als Wissenschaftler, Ordinarius für Psychiatrie und Psychotherapie und Direktor der Psychiatrischen Poliklinik des Universitätsspitals Zürich prägte er sowohl die Lehre, die Forschung und die Weiterbildung von Ärzten und Psychologen gleichermassen. Mit seinem klaren Denken und seiner Weitsicht war Jürg Willi stets ein Vorbild. Sein besonderes Interesse galt dem Austausch in den Fachteams. Ob in der Psychiatrischen Poliklinik oder am Institut,  Jürg Willi stellte sich ,auch mit eigenen Videosequenzen seiner psychotherapeutischen Arbeit, dem Feedback und der offenen Kritik der Kolleginnen und Kollegen. Hier setzte er selber konsequent die grundlegende Überzeugung des ökologisch-systemischen Denkens um „ Das Ich reift am Du“ (Martin Buber).

Begründer systemische Psychotherapie Jürg Willi, Jürg Willi

In der Weiterbildung der Paar- und Familientherapie und über seine zahlreichen Publikationen, die in verschiedene Sprachen übersetzt worden sind, engagierte er sich über Jahrzehnte auch über die Schweizer Grenzen hinaus. 
Nach seiner Emeritierung gründete Jürg Willi mit seinen Weggefährten das Institut für Ökologisch-systemische Therapie, das er noch 10 Jahre mit unermüdlicher Energie leitete. Er bleibt im Wirken sehr vieler Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen lebendig. Seine Grundidee der koevolutiven Entwicklung in Beziehungen findet heute in der Neurophysiologie wissenschaftliche Bestätigung. Die Arbeit mit dem Fokus und dem anstehenden Entwicklungsschritt setzten wichtige Akzente in der systemischen Psychotherapie, nicht nur für Paartherapien.

Seine wichtigsten Bücher sind:

Die Zweierbeziehung (1975)

Koevolution – die Kunst gemeinsamen Wachsens (1985)

Was hält Paare zusammen (1991)

Ökologische Psychotherapie (1996)

Psychologie der Liebe (2002)

Wendepunkte im Lebenslauf (2007)


Ich durfte Jürg kennen lernen, als ich als Unterassistentin 1995 an der Psychiatrischen Poliklinik tätig war. Sein Nischenkonzept verhalf mir bald zu erstem Handwerkszeug in der stützenden Arbeit mit Patienten. (Dieser sehr ressourcenorientierte Ansatz für Menschen mit chronischen psychischen Krankheiten ist einer der wenigen Beiträge zur stützenden Psychotherapie in der Fachliteratur überhaupt.) Seine stets wohlwollende, wertschätzende Art und sein Interesse an der offenen, fachlichen Auseinandersetzung mit seinen Assistenzärzten, Oberärzten und Psychologen sind mir in bleibender Erinnerung. Er schenkte den Mitarbeitern sehr viel Respekt und Vertrauen und förderte damit auch bei den jüngeren Kollegen die Suche nach neuen Wegen in der Psychotherapie. Wir vom Vorstand des Instituts für Ökologisch-systemische Therapie sind zutiefst dankbar, das Institut in seinem Sinne weiterführen zu können. Leider konnte Jürg Willi den wichtigen Schritt der Akkreditierung unserer einzel-, paar- und familientherapeutischen Psychotherapieweiterbildung im Jahre 2018 in seiner Bedeutung nicht mehr erfassen. Es hätte ihn sicher sehr gefreut zu sehen, dass sein Institut sich auch in der neueren Psychotherapielandschaft positioniert hat.
Seiner Ehefrau Margaretha Willi-Dubach und seiner Familie wünschen wir Trost und Zuversicht und dass er in ihren Herzen weiter leben darf.

Allen Psychotherapeuten, die bei Jürg Willi gelernt haben, oder durch seine Werke und die von ihm grundgelegte Weiterbildung am Institut, wünschen wir viel Freude an der Arbeit mit den ökologisch systemischen Konzepten und dem aneinander Wachsen und Reifen in der psychotherapeutischen Arbeit mit den Patienten.


Im Auftrag des Vorstands

des Instituts für Ökologisch-systemische Therapie

Dr. med. Bernadette Ruhwinkel

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